Sturm vor Langeland

25.4.2017 Von Kiel-Holtenau nach Bagenkop auf Langeland/Danmark

Direkt vor der Abfahrt nach Dänemark traut Jamie sich nimmer von Bord, es sollen Hunde schon vergessen worden sein …
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Marinedenkmal Laboe im Schneetreiben – was ein Segelwetter
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Letztes teutsches Objekt: Leuchtturm KIEL

Der Sturm

Morgens Schneetreiben, mittags Flaute. Ich im T-Hemd, Das Boot mit 3 Segeln voll getakelt, um zumindest vorwärtszukriechen. Ich schleiche dahin und sehe schon die Dünen an Langelands Südspitze. Und dann innert 1/2 Minute dreht der Wind auf. Von 1 auf 6 bft.
Ich versuche, in den Wind zu gehen, aber die Wellen schlagen den Bug immer wieder zurück. Und Breitseiten schlagen über die Reling. Instinktiv und ohne bewußt zu rekapitulieren „wie ging nochmal beidrehen?“ tu ich das Richtige, liege schließlich bei. Der Wind geht auf 7 bft.
Jetzt heißt es Tücher runter. Dann reffen. Also zur Sicherheitsleine hechten, mich sehr fest binden. Ich klettere nach vorne zum Mast. Aber der Winddruck ist so stark, daß die Segel nur unter größter Anstrengung zu bergen sind. Wie ein Äffle klammere ich mich mit Händen und Füßen an den Mast. Und all die Zeit liegt das Boot bei, wird also getrieben. Der Strand von Langeland ist sehr deutlich sichtbar. Gerate ich auf Legewall?
Eigentlich ist der Sturm auszuhalten, das Problem ist nur der sich nähernde  Strand. Endlich sind die Segel geborgen.

Der Wind geht auf 8 bft.
Ich entschließe mich, nicht zu reffen, denn die Wellen sind kurz und sehr hoch, katapultieren mich fast von Bord. Ich starte den Motor, fahre ohne Segel: von Westen backbords die 8 Windstärken und im Osten steuerbords den Strand in Sichtweite. Ich halte mich also nördlich mit möglichst 290°, um einerseits den Hafen von Bagenkop im Norden zu erreichen, um andrerseits aber auch von Strand wegzukommen. Der 3-Master, der von achtern allmählich aufholt, hat die meisten Segel oben. Später erfahre ich, es sind außer den beiden erfahrenen Skippern nur 20 junge Mädels an Bord, Landratten, die unter Deck besser aufgehoben sind. Die Skipper bekommen die Segel nicht alle runter und müssen einfach durchhalten. 2 Seemeilen vor dem Hafen steht quer vor dem Bug ein Fischernetz. Das kann ich jetzt grad nicht in der Schiffsschraube brauchen. Da muß ich ausweichen, drumrum, muß jetzt direkt gegen den Wind an, gegen die 3-m-Welle und 8 bft Gegendruck. Im Schritttempo von 1-2 Knoten kämpfe ich mich frei. Im Salon rumpelt und pumpelt und klirrt es. Der Geschirrschrank räumt sich wieder auf. Bücher, Laptop, Kissen und Matratzen purzeln umeinander. Jamie hat sich auf dem Boden unter dem Tisch eingerollt und guckt leidend.

Die Hafenansteuerung erweist sich als unproblematisch, mit zitternden Knien springe ich schließlich aufs Kai.  Gleich nach mir die aufgeregten Mädels vom Dreimaster. Sie erklären sich als Mädels aus Fehmarn im Ökologischen Jahr, das sie mit diesem Törn feierlich abschließen.

Am 25. April abends erreiche ich also aus Kiel-Holtenau kommend bei 8 bft Bagenkop auf Langeland. Obwohl mir der Sturm in den Knochen steckt, gehts am nächsten Morgen nach einem sonnigen Hundespaziergang weiter. Und nach einem langen Gespräch mit dem Skipper von der MS „Ali“ aus Trönse bei Svendborg, der seinen Liebling aus Stahl auch erst vergangenes Jahr aus Holland geholt hat. Er sieht meinen helgoländer Riß im Segel … und 2 Stunden später, wir sind schon beide ausgelaufen, holt er mich  kurez vor Marstal ein und „über“reicht mir von Bord zu Bord 1×1 m gutes festes Segeltuch alsd Geschenk. Danke MS „Ali“.

26.4.2017 Bagenkop – Lindelse Nor

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Die Ali bringt mir Segeltuch zur Reparatur längsseits
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Verzwicktes Fahrwasser an Marstal vorbei mit Tonnen und Richtfeuer
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Hinter mir Bagenkop – mit Blick bis zum Leuchtturm an Langelands Südende

Lindelse Nor

2 Nächte/einen Tag verbringen wir in der verschlafenen Bucht im kalten Südostwind: wir paddeln jeden Morgen und Abend an Land fürs Hündlespaziergängle.

Beim Landgang Jeden Morgen

 

Thomas Esche
sailingboat-based geographer/biologist/photographer/waldorfteacher on SY ROSEBUD, Home Port: Köpmanholmen/Västernorrland län thomasesche@posteo.de

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