14. – 15.Mai 2021
30 Stunden Fahrt von Berlin nach Köpmanholmen. Mit Fähre, Bahn und Taxi. Totmüde verschlafe ich den ersten Tag im B&B „Kaikanten“. Dann ziehe ich aufs Boot, das vor seine Halle gezogen auf mich wartet.
Bedrückende Enge. Im Salon türmen sich Leinen, Trossen, Dinghi. In der Koje die 4 Segel. Und dennoch … ich bin auf SY ROSEBUD.
16. Mai bis 4. Juni
Und das ist Schweden in der Mitte des Mai: Aus dem grünen deutschen Frühling kommend ein Schock. Auf den Nordhängen Schnee. Im Hafen paar blühende Weidenkätzchen. Kalter Nebel lastet grau auf Wasser. Drei Tage Nieselregen bei 5 Grad. Kaum auszuhalten das.
Mit Mütze und Shawl im Boot. Zum Aufwärmen königsberger Apfelklösse mit zerlassener brauner Butter, Zucker&Zimt.
Montag, 17.5. – 21.5.
Diese erste Arbeitswoche schleife ich das gesamte Unterschiff, die Roststellen bis auf den Stahl. Dann grundiere ich alles neu. Darauf dann rotes Antifouling. Ein Knochenjob – nach 8 Monaten coachpotatoe in Karlsruhe.
Jetzt gehts ins Pfingstwo chende faulenzen. Dann kommt SY ROSEBUD ins Wasser.
All die Unbill wird erträglich durch gutes Kochen …
Für fabelhafte Mittagspausen sorgt Muhanned aus Bagdad mit seiner immer-öppet HolmenPizzaria – hmmmm.
Die Anstriche sind erledigt, zusätzliche Opferanoden sind am Schiff, damit der Rost langsamer arbeitet. Ein neuer Verklicker sitzt auf dem Mast. Es könnte losgehen. Doch vergeblich warte ich mit an 20 andren Bootsbesitzern vergeblich auf den Kran. Der ist im Hafen unabkömmlich, läd die riesigen Windradteile von Siemens ab. Schließlich erbarmt sich Salvatore und trailert meine 10 to in den Tiefhafen. Für ihn eine Jungfernfahrt – hatte er mit dem Gewicht noch nie gemacht.
Salvatore wurde seinem Namen gerecht. Fand die Ursache der jahrelangen Getriebeprobleme: Motorachse und Getriebeachse standen in einem Winkel gegenüber, was zudem die Adapterscheibe überforderte und schließlich in ihrer Nabe ausschlug. Salvatore, aus Camogli, zunächst Fischer wie sein Vater, fuhr auf großen Schiffen als Schiffsingenieur. Der Liebe wegen in Schweden. Aber Kälte konserviert…
Und dann kommt Philipp aus Berlin.
3 (drei!) Quappen aus der Reuse („verboten, alle tun es“), zusammen 3 kg. Das beste daran die übergroße Leber. Die winteraktiven Tiere machen Sommerschlaf und speichern die Energie hierfür in der Leber -wo sonst. Die Leber schmeckte wie Bries. Delikatesse.
4. – 11. Juni 2021
Philipp und ich legen ab am 4. Juni und haben wunderbare Segeltage bis Stocka
4.6. Mjältön
5.6. Rävsön
6.6. Storön
7.6. Lungön
8.6. Åstön
9.6. Jättholmarna
10. 6. Stocka
In Stocka verlässt Philipp das Boot und ist nach 30 Stunden buss, snapptag und ferry wieder im Wedding.
Allein und völlig vereinsamt segelt der lonely sailorman singlehanded weiter.
Hallo Herr Esche,
ich bin mir nicht sicher, ob sie sich an mich erinnern. Sie haben mich eine Zeit lang an der Waldorfschule in FDS unterrichtet … Es ist aber auch sehr schön, Sie auf den Bildern wiederzusehen. Es ist einige Jahre her, als wir auf Expediton an der Durance waren. Sie werden es nicht glauben, aber ich denke oft an diese Zeit … Popolus alba und Popolus nigra, das Brillenschötchen, der Binsen Ginster, Wolfsmilchgewächse, der Bienenfresser (röllröllröll), die kleinen Orchideen, ein Skorpion unter einem Stein, Mirabellen mit Mascarpone. Sie waren ein großer Lehrer für mich, nicht nur für fachliches Zeug. Sobald ich etwas Ruhe habe, werde ich ein bißchen auf ihrer Seite hier lesen.
Grüßen Sie die Elke ganz lieb von mir! Ich würde mich freuen, Sie mal wieder zu sehen. Lassen Sie es sich gut gehen. Liebe Grüße und eine Gute Zeit. Luna
Liebe Luna!,
wie sollte ich mich nicht erinnern. Doch, ich glaube sehr wohl, daß wir alle uns gut erinnern. Das war für uns alle eine intensive Zeit. Mitsamt dem kafkaesken Ende bei unsrer Heimkunft. Ob es wohl Ihren Teich noch giebt …? Sollten Sie in die Nähe meines Schiffs geraten, sollten Sie gern ein Stück mitsegeln.
Liebe Grüße,
Ihr „alter“ Lehrer, Thomas Esche