Juli ’18 Jungfrukusten

Liebe Freunde des Blogs, ja er segelt wieder …
nach Reparatur-Zwangspause …
schaut mal, vielleicht gibts Bilder, die Euch Appetit machen, mal zuzusteigen …

er segelt wieder ………….

Hurra, endlich wieder Segeln. Das Getriebe arbeitet wieder.-

26. Juni, von Öregrund nach Ängsskärsklubben
Etmal 15,5 sm
5 Stunden

Canned Heat „On the Road again“

Kaum ist das Getriebe eingebaut und ausprobiert – es funktioniert! – lege ich ab. Nach 3 Wochen Wartens muß ich auf der Stelle los. Mit lauter Musik: On the road again / Canned Heat.
Wir erreichen Ängsskärsklubben. Die Halbinsel steht unter Naturschutz und hat einen wunderbar verwunschenen Wald. Ich bleibe einen Tag -auch weil die Windrichtung nicht erlaubte, die Bucht zu verlassen.  Jamie und ich wandern.

Abendstimmung im Erlensaum der Bucht

28. Juni, von Ängsskärsklubben – durch die Gävlebukten – bis Norrsundet
Etmal 36 sm
10 Stunden

Abfahrt aus der Bucht am Ängsskärsklubben

Die ganze Küste rauf und runter wird GALEWARNING angesagt. So erreiche ich über den Eggegrund Norrsundet knapp 3 Stunden bevor es so richtig pustet.
Ich sehe deutlich die finnische Küste, was allein durch Refraktionb erklärbar ist, denn eigentlich liegt sie ja weiter als 35 sm entfernt.

Im Stadthafen bleibe ich einen Tag eingeweht und wasche während eines Waldspaziergangs mit duftenden Walderdbeeren in der tvättstuga des Motorsportklubs einen Satz Wäsche. Wir finden ein Denkmal, das an die 1959 gesamte ertrunkene Besatzung eines Frachters bei Eggegrund erinnert. Da waren wir doch erst gestern, kurz vor dem Sturm gewesen … Da läufts einem doch den Rücken runter. Der Sturm hätte ja auch früher als angesagt loslegen können.

30. Juni, Norrsundet – Kusokalv
Etmal 18 sm
6 1/2 Stunden

Kusokalv, das Kalb von Kusön, also das kleinere neben dem großen Kusön, entpuppt sich als die urwüchsigste Schäre, die ich bisher betrat. Buchstäblich unwegsam. Eingschlöafen wie immer mit allen Luken offen. Dann um elfe nachts aufgewacht. Ein Orgelton in der Luft.  Sturm? Nein, um mich und Jamie herum ist der Luftraum in Salon und Koje geschwärzt. Es müssen 1000-e Mücken sein. Das ist kein Schwarm, sondern eine dichte Masse. Alle wollen sie unser Blut. Wir sind dicht besetzt. Meine Hand und Unterarm sind grau, Mücke sitzt an Mücke. Ich beginne die Schlacht und stelle fest: die meisten der tausende Toten sind dick und fett und platzen beim Aufklatschen unser Blut heraus. Das Glas der Luken und die Wände sind bald blutbeschmiert. Ein Tatort. Ich werde 4 Tage brauchen, bis die letzte dieser Mücken geklatscht ist.

Bucht vom Kusokalv

1. Juli, Kusokalv – Enskär
Etmal 23 sm
8 1/2 Stunden

Schon 2 Seemeilen vom Land rieche ich Wahres Labkraut und Wildrosen. Die Reinstluft auf dem Wasser klärt die Nase.

2. Juli, Enskär – Korsholmen
Etmal 34 sm
7 1/2 Stunden

hart am Wind auf dem ersten Schlag hinaus Richtung Finnland
der abendliche Schlag zurück Richtung schwedisches Bergland

Digital StillCamera
„Am Fuß der Bluen Berge“ durfte ich nie sehen. „Ami-Mist“ sagte der Papa

Berge zu sehen tut dem Südwestdeutschen einfach gut

3. Juli, Korsholmen – Agön
Etmal 11,4 sm
5 Stunden

eine Segelfilmle, bei dem nix passiert, eher zum Meditieren:

Wie im vergangenen Jahr empfängt mich Agön mit Seehundgeheul und den Troddellummen, der arktischen Pinguin-Ausgabe, auf seinen vorgelagerten Klippen.
Agön tut mir so wohl, daß ich einen Tag bleibe und insgesamt 3 lange Waldspaziergänge unternehme. Mit der HASSELBLAD entstehen auch SW-Bilder, die im Winter entwickelt werden, freu mich schon drauf. Telefonieren mit Elke wird durch den nahezu nicht vorhandenen Empfang zur Qual. Und ist meiner aktuellen nicht zu kleinen Einsamkeitsdepri ziemlich zuträglich.

Im Wald uralte Kiefern, Linné’s Moosglöckchen, erste reife Heidelbeeren – die gabs letztes Jahr erst im August – , Sumpfherzblatt, Dreizack, Großes Zweiblatt (Listera ovata), Geflecktes Knabenkraut. Dieweil Jami für 1/2 Stunde abhaute und abgekämpft bis über die Ohren bematscht und nach Wildschwein riechend heimkehrte. Aber zufrieden.

Alte Kiefern – von der ehemaligen Hofstelle ist nur ein Teil des Gußeißenherdes übrig
Urwald
kann kein Wässerchen trüben?
Die Verbrecherin naß und müde und zufrieden von ihrem Alleingang

5. Juli, Agön – Bålsön
Etmal 19,8 sm
7 1/2 Stunden

In der kleinen Bucht ankere ich neben einem Reusensystem zum Lachsfang. Gleich saust der Fischer herbei, um nach dem Rechten zu schauen, aber ich bin weit genug weg und auch nicht mit der Schraube hineingeraten. Er hat das Boot voll Fische, meterlange Lachse.

Von den Maränen bekomme ich zwo für 4 EURO. Infolgedessen gibts …
… ein Lagerfeuer mit Rotwein und gegrillten Fisch.

6. Juli, Bålsön – Stocka
Etmal 19 sm

Stocka lockt mich nicht nur der gemütlichen Atmosphäre wegen, sondern weil ich hier mit Elke skypen kann, emails lesen ist allerdings enttäuschend. Christian  sendet aus Hamburg ein wunderschönes Bild aus versunkener Zeit, keiner sonst schreibt. Wie auch, ich schreibe ja leider auch nicht.

+++ de temporibus praeteritis
de temporibus praeteritis. Danke Christian!

Und mit den nächsten wenigen Tagen verabschieden wir uns von den Jungfrukusten: An Brämön und Sundsvall vorbei werden wir nach mindestens 38 Seemeilen bei Askön die Höga Kusten erreicht haben. In Härnösand für livmetel/Einkaufe anlegen.

7. Juli, Stocka – Brämön
Etmal 26,5 sm
9 Stunden

Brav gekreuzt, Schlag an Schlag gesetzt den ganzen Tag. Macht müde.  Die sehr kurzen Wellen machten die Fahrt wie über einen holprigen Feldweg. Aber trotzdem schön, die Berge zu sehen, und übers Wasser sausen im Schwirrflug die Gryllteisten, in Höhe der Wellenkämme fast, kurz, prall wie aufgeblasene Gummivögelchen . Die Bucht abends mit verwunschenem Wald, unzugänglich, einsam. Keine Mücken.

8. Juli, Brämön – Härnösand
Etmal 29 sm
9 1/2 Stunden

Mal ein Tag ohne Kreuzen. Einfach gradeaus segeln. Tut das gut. Kann Segeln nicht immer so sein? Seid 8 Wochen Nordwind. Ei diese skandinavischen Hochs dies Jahr. Die letzten 4 Seemeilen durch den schmalen Sund am Abendbrottisch vieler schwedischer Familien vorbei, denen ich auf den Teller gucken konnte. Um das Pfarrhaus eines Kirchleins herum 100 kleine schwarzlockige Araberkinder erst tobend dann winkend. Um 21 h dann Anlegen im Südsundhafen.

9. Juli, voraussichtlich Härnösand – Lustholmen

Werde nach der einen Nacht im Hafen Einholen, den Blog schreiben, dann auf die Insel gegenüber mich verlegen. Brauche mindestens den heutigen Tag Pause. Bin in den Höga Kusten angekommen. Pause verdient. Dann sehen wir mal, wie weit hoch ich noch komme. Hurrah, Klara hat zugesagt, am 10.8 zuzusteigen für 10 Tage, dann kommt Elke für 10 Tage. Philipp kann vielleicht nicht kommen – ganz schade. Aber Studieren necesse est.
Den nächsten Beitrag im Blog gibts erst im nächsten Hafen, wer weiß wann?

Thomas Esche
sailingboat-based geographer/biologist/photographer/waldorfteacher on SY ROSEBUD, Home Port: Köpmanholmen/Västernorrland thomasesche@posteo.de

3 Kommentare

  1. Lieber Thomas,
    mit viele Freude und noch mehr Hochachtung habe ich Deine Zeilen gelesen und die wunderschönen Bilder und die Filmchen mir angeschaut. „Chapeau“! Dass Du im hohen Norden angekommen bist, ist wirklich in vielerlei Hinsicht eine tolle Leistung. Ein klein bißchen kann ich erahnen, was dies alles für Dich bedeutet. Ich bin seit gut einer Woche von meinem Ostseetörn zurück, der aber gegenüber Deiner Reise ein Spaziergang war. Nicht der Letzte Tag von Norderney bis Lauwersoog, aber (fast) alles, was davor lag. 700 sm hatte ich auch auf der Uhr, und für mich war es auch erste „Einhand-Törn“ über gut fünf Wochen. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
    Ich werde mich bald noch einmal bei Dir melden.
    Für heute wünsche ich Dir alles Gute, den richtigen Wind aus der richtigen Richtung, bleib gesund und munter und eine gute und sichere Rückreise wünsche ich Dir.
    Herzlichst
    Wolfgang

  2. Lieber Thomas,
    wie schön, endlich neue Bilder von dir und der Segelfilm ist auch sehr beeindruckend. Eine ganz andere Welt, in der du dich da tummelst. Da hast du dir ja ganz schon was erarbeitet, die Navigation und das segeln können. Prima, Hut ab! Danke, dass du uns in deinem Blog daran teilhaben lässt.
    Gott Beschütze dich!
    Gisela

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