D‘ Läseliste

Läselischde Sommer 2018

immer noochm Moddo, ma chaa nit alls läse, aber versueche muschs (frei nach Jorge Amado)

Taiphoon, Joseph Conrad
man könnte sich allerdings graulen, läse man es auf einem Segelboot während eines Törns …

Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana. Carlo Emilio Gadda
 Sprachbaden. Sprachgenuß. Pur.

Chemie des Todes und Asche und The Calling Grave, Simon Beckett
Literarisch ohne Belang, Plots gut, Spannung pur

Der Weltinnenraum des Kapitalismus, Sloterdijk
Lese es das zweite Mal. Unglaublich erhellend. Wie der Kapitalismus die Welt erobert. Die Außenwelt. Die Innenwelt. Sloterdijk wird unterschätzt.

King Lear, Shakespeare
jawoll, der Mensch ist schlecht. Ich sollte meine Waldorf-Erfahrungen in einem Drama verarbeiten: Macht und Verrat in einer Sekte der Bildungsfreien

Germania, Tacitus
Eine Handreichung für den italischen Deutschlandbesucher zur Reisevorbereitung. Ein Genuß, wennauch angeblich der Autor so manchem Vorurteil nachgegeben häbe.
„EXTREMUS CADENTIS IAM SOLIS FULGOR IN ORTUS EDURAT ADEO CLARUS, UT SIDERA HEBETET.“ Kann ich nur bestätigen, ich sehe seit Monaten keinen Stern funkeln. Selbst jetzt, Wochen nach Mittsommer, ist es mitternachts nicht Nacht, wennauch nicht mehr so zum Lesen hell wie vor 2 Wochen noch.

Dubliners, James Joyce
Von wegen Stadtluft mache frei. In einer katholischen Stadt Dublin möchte ich nicht gelebt haben damals. An Dostojewski erinnerte mich „Die Toten“.

Das Haus der Harmonie, Barbara Wood
Leichteste Kost muß offenbar sein. Mal. All dies Schwarzweißmalen, diese klaren Charaktere, so völlig ungebrochen. Die Bösen, die Guten, die Lieben, die Hassenden.

Aller Tage Abend, Jenny Erpenbeck
Erst so traurig, melancholisch, dann so schön geschrieben, daß man beginnt, diese Melancholie auszuhalten. Ein wundervolles Buch. Wie perfide können Menschen sein? Gäbe es keine Juden, wen verfolgten die Menschen dann?

Roger Willemsen, Wer wir waren
ja, ich lese es nach 1 Jahr grad noch einmal wieder. Es ist ein zu guter Rückblick auf die Fehler meiner Generation.

William T. Vollmann, Europe Central
Leben in Berlin, Leningrad und Moskau. Mehr als nur Biographien von Dmitrij Schostakovich, Käthe Kollwitz, Roman Karmen, Anna Achmatova, Generalfeldmarschall Paulus. Das Leben unter Diktatoren im Kriege.

H.D. Thoreau, Walden oder das Leben in den Wäldern
„Die wahre Ernte meines Lebens ist etwas so Unbegreifliches und Unbeschreibliches wie die Farben des Morgen- und Abendhimmels. Ein wenig eingefangener Sternenstaub, ein bißchen Niederschlag von dem Regenbogen, den ich umklammert hielt – das ist meine Ernte.“
Vordenker der Naturschutzbewegung und des Sierraclub in den USA. Alles überaus aktuell und anregend. Obgleich vor 170 Jahren geschrieben, zu Zeiten unserer 48-er-Revolution. Da lebte er in einer selbstgebauten Blockhütte in den Wäldern. Wie Nathaniel „Natty“ Bumppo, den Lewis und Clarke auf Ihrer Expedition noch gesehen hatten.

Ernest Hemingway, Erzählungen
Erzählungen aus den 1920-ern. Seit 50 Jahren fasziniert mich der Mann. Ich lese zum vielleicht 12. Male: Schnee auf dem Kilimandscharo u.v.a.m. Und endlich verstehe ich: der Kerl ist kein Macho, sondern sucht nach einem neuen Manns-Bild. Und das tut aktuell gar Not.

Pomponius Mela, De CHOROGRAPHIA LIBRI TRES
schreibt im Winter 43/44 vor also 1974 Jahren: „super Albim Codanus ingens sinus magnis parvisque insulis refertus est. Hac re mare quod gremio litorum accipitur nusquam late patet nec usquam mari simile, verum aquis passim interfluentibus ac saepe transgressis vagum atque diffusum facie amnium spargitur; qua litora attingit, ripis contentum insularum non longe distantibus et ubique paene tantundem, it angustum et par fredo, curvansque se subinde longo supercilio inflexum est. in eo sunt Cimbri et Teutoni, ultra ultimi Germaniae Hermiones.“…
… Genauso ist es: wo Schären zahlreich sich ausbreiten, ist das Meer kein eigentliches Meer mehr. Oder umgekehrt greift es als ungeheure Fläche weit ins Land hinein. Und da oben segle ich also bei den Hermionen …

Frank Schätzing, Die Tyrannei des Schmetterlings
… ist spannender als sein lascher Titel. Wiewohl literarisch kein Meisterwerk, erzielt der Plot Spannung genug, daß Raum ist für differenzierte Diskussion. Nach der Manier von Michael Crichton beleuchtet er Sinn und Gefahren von KI (Künstliche Intelligenz), läßt kein Argument für oder wider aus. Erreicht genausowenig die Crichton’sche Qualität wie seinen vergangenen Höhepunkt mit seinem „Schwarm“. 2 lange Nächte, dann kann man wieder Bessres lesen.
Schätzing reicht eine Leseliste nach. Auf daß die diversen Gedanken über dem Plot und dem ausschweifenden Stil nicht vergessen werden. Am besten lese man jedoch, was er nicht anführt, ich parallel dazu las: von Fukuyamas Ende des Menschen.

Francis Fukuyama, Das Ende des Menschen
Unglaublich spannendes Sachbuch über die Menschenwürde. Wie wir denken. Wie die Möglichkeiten der Medizin unser Urteilen verändern.

Henning Mankell, Tiefe
Hat mich erschüttert. Hat tagelang nachgehallt und nicht nur gut.
Lesenswert. Charakterstudie. Beste Übersetzung. Mankell mal wieder besser in seinen Romanen als in seinen Krimis. Stilistisch sowieso.                                       anklicken:
die Rezension im DLF

David Schnarch, Intimität und Verlangen
Gut, weil amerikanisch, geschrieben. Einsichtig. Mir nix Neues, aber Vieles deutlicher gemacht. Gute Fallbeispiele.

David Finck, Das Versteck
Das erste Buch überhaupt, das jemals ich las und dann nicht verstand. Oder der Protagonist ist schizophren. Dann ist alles klar. Aber ist das nicht zu einfach? Lesenswert.

Donald E. Morton, Vladimir Nabokov
typische rorororo-Biographie, die wieder mal mit ihren SW-Photos besticht. Die dem Leser wieder begegnen in der Autobiographie „Sprich, Erinnerung, sprich“.

Vladimir Nabokov, Pnin
O wie gut er die Diaspora kennt. Nabokov, ein Stilist, bester Beobachter, Genie. Schade, ich wette, außer Slawisten liest ihn heute niemand mehr. Welch ein Verlust. Und der Lake Otsigo tritt auf, Nathaniel „Natty“ Bumppos See. Im Buch, einer Taschenbucherstausgabe, finde ich 700 frischgedruckt duftende Sloty.

Andrew Simpson, Dieselmotoren
ja, hab ich schon gelest, will eben lernen, was ein Dieselmotor ist. Schon spannend, diese Objekte der Technik, so (wesens-?) fremd sie mir sind.

Cursusboek Klein Vaarbewijs I + II
Man kann nie genug Grundlagenwissen wieder heraufholen.

John Grisham, The Brethren
n Krimi, n typscher Grisham, nit at his bescht, aber doch lesbar, guet zem Abschalde unzum nochts drüwer iischloofe

Thomas Esche
sailingboat-based geographer/biologist/photographer/waldorfteacher on SY ROSEBUD, Home Port: Köpmanholmen/Västernorrland län thomasesche@posteo.de

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