Hinaus auf die Nordsee –
erst beschaulich, dann im Höllenritt
9.4.2017 Delfzijl – Norderney
In der Morgendämmerung: Nebel. Werden wir überhaupt fahren können?
Also erstmal in Ruhe frühstücken, alles klarmachen, tanken. Dann ist der Himmel blau, klare Sicht. Von Delfzijl aus schaffen Philipp und ich den Sprung: Borkum – Norderney. Hurrah.
Durch den großen Hafen, vorbei an Ozeanriesen in ihren Werften.
Mittags Borkum. Der Strand dort schwarz vor Menschen. Die sonnen sich, lassen Drachen steigen.
Nachmittags nördlich an Borkum und Juist vorbei sichten wir Schweinswale.
Mit Einbruch der Dunkelheit sichten wir Norderney. Mit Philipps Feuerwehrscheinwerfer fädeln wir uns leicht in den Bojenslalom zum Norderneyer Hafen ein.
10.4.2017 Norderney – Helgoland
Um halb Zwölf sagt uns der Hafenmeister, es gibt heute zunehmend starken Wind, Sturm ab morgen. So lange wollten wir nicht auf Norderney bleiben, also jetzt los: Flut sei in anderthalb Stunden. Also kämen wir gut über die Barre. Und hätten dann besten Segelwind nach Helgoland.
Also Navigation machen: Kurse und Strecken berechnen und einzeichnen, Seekarten zurechtlegen, Gezeiten und ihre Ströme nach Flutkalender und Strömungskarten berechnen. Wann werden wir wo sein, wenn der Gezeitenstrom wie stark wohin setzt und der Wind woher wie stark weht? Spannend. Das macht riesigen Spaß. Werde ich mich auch nicht verrechnen? In der Prüfung lief das wie am Schnürchen. Hab den ganzen Winter geübt. Aber hier ist Ernst des Lebens.
Unser Höllenritt bei Windstärke 6: Über die Barre kommen wir bestens, wennauch der zunehmende Wind dort schon Brandung erzeugt, die uns immer wieder über die Reling haut. Noch auf der Barre wird der Motor erst schwächer, dann läuft er wieder normal – was ist das? Das wird sich erst auf Bockskär herausstellen im Ende Mai… Noch sind wir in Sichtweite des Norderney-Nordstrandes. Dorthin bläst uns der Wind doch hoffentlich nicht. Nur nicht auf Legewall geraten. Nordöstlich der Barre werden die Wogen höher, doch die Brandung lassen wir hinter uns. Und mir wird schlecht… in den kommenden Stunden werde ich alle 5 Minuten in die Pütz kotzen, am Ende etwa 30 cm hoch. Immer wenn ich die Karten konsultieren muß. Wär ich bloß nicht runter gegangen. Aber ich bin der einzige Navigator. Gut, daß Philipp steuert. In der Dämmerung gegen Sieben in der Ferne der Rote Fels. Nach Acht im Dunkeln übernehme ich das Ruder, Philipp ist5 nächtliche Ansteuerung nicht gewohnt: es sind halt arg viele Lichter, b.linkende und nicht-blinkende, rote, weiße, grüne. Ich finde die richtige Stelle im schwarzen Nichts und fädle uns in den Bojenslalom ein. An dessen Ende liegt backbords die Einfahrt zum Vorhafen, um dreiviertel Neun machen wir fest. Mit zitternden Knien springe ich aufs Kai. 2 überglückliche Männer sind angekommen.