Von Härnösand nach Mjältön
Seit dem Ijsselmeer hat die Rosebud 1525 Seemeilen zurückgelegt. Endlich segelt sie unter den ersehnten Höga Kusten. In 4 Tagen wird mich Klara für 2 Wochen besuchen. Die 4 Tage Wartezeit in Härnösand und Lustholmen werde ich nutzen für gründliche Wäsche von Boot und Besatzung. Dann gehts weiter zur höchsten Schäre Schwedens, nach Mjältön.
16.7.2017 erstmal eingeregnet in Härnösand
Am Sonntagmorgen verlege ich mich in den Nordhafen, Stadtmitte. Fahre also durch 2 Brücken, die auf telefonische Bitte hin für mich geöffnet werden. Es geht duch einen kleinen Kanal wie in Vrieslan und dann in den Stadtpark, wo ich die 2. Brücke direkt ansteuere. Wie Jamie, wenn sie was Eßbares riecht oder fremde Hunde- oder Menschenscheise. Und das ist verkehrt. Ich war so fixiert auf die nächste Brücke, daß ich den Bojenslalom übersehe, den man den Seglern ausgelegt hat. Prompt rumst es leise. Ich sitze fest in Modder für 10 Minuten harter Arbeit. Bin endlich frei. Vollgas. Der Brückenwärter ist längst mit dem Rad zur 2. Brücke gefahren. Er sieht, ich bin freigekämpft, öffnet die Brücke. Ich also mit Vollgas nehme die erste Rote Tonne ins Visier und wie gewohnt backbord, an der Fontäne vorbei, die mich kühl einnebelt und … nun kracht es aber richtig. Von der Mastspite bis in meinen Magen hinein alles erschütternd. Ein Fels. Unverrückbar, so unsichtbar er da unten lauert. Hart ist der. .. Da war ein Tonnenwechsel mitten im Hafen …
Als ich Tage später wieder im Hafen bin, ist der Tonnenwechsel beseitigt. Die Rote Tonne liegt geparkt direkt am Kai im Motorboothafen.
Die Stadt ist voller 50-er-Jahre US-Schlitten. Augenweide. Drin sitzen teils 60+. Aber auch jüngere Leute, die Mädels in blumigen Kleidern. Auch Augenweiden.
17.Juni 2017 Härnösand – Lustholmen,
Etmal 12 sm gekreuzt
17. bis 20. Juli Lustholmen
3 Nächte in der Bucht Lustholmen. Hier gibts einen wahren Spinnwebwald: Bartflechten (Reinstluft anzeigend) hängen von den Bäumen. Die Fahrt hierher, vielleicht 6 sm, war spannend: ein Gewitter direkt nordöstlich saugte Luft an, die mir von der Halbinsel backbords Fallwinde bescherte, Mast nahezu waagerecht. Einige Momente zweifelte ich, ob wir uns wieder aufrichten. Eieieieieie. Wasn Schreck. Bin zwar gleich in den Wind, aber dadurch verlierst Du Geschwindigkeit und wirst maneuvrierunfähig. Einen Abend kam Frank in die Bucht, Berliner in altem Folkeboot, einhand. Lud ihn zu Spaghetti mit Tomatensauce, da er nett zu sein schien. Hatte sein Boot winters an den Högakusten eingelagert, segelt seine 6 Urlaubswochen hier oben.
20.7.2017 Lustholmen – Härnögrund,
die 1525-ste Seemeile
Etmal 3 sm
Großeinkauf, damit Klara was zum Essen hat und nicht gleich mit karger Kost klarkommen muß. Aber als nach 2 Tagen wegen Milchmangel der Milchkaffee rationiert werden muß, ist Klara als alte „Kaffetante“ doch irritiert.
Die Begrüßungskrebssauce ist vielleicht doch nicht Klaras Renner. Ich werde mir beim Kochen doch angewöhnen müssen, erst mal zu fragen. War doch lange allein auf dem Boot. Klara wird in der Koje einquartiert, ich schlafe die kommenden 2 Wochen im Salon.
21.7. Härnösand – Berghamn
nach 5 ½ Stunden Etmal von 18.3 sm
Der erste Segeltag mit/für Klara. Gutes Segeln, viel gekreuzt, Klara übt Am-Wind-Steuern.
Hundespaziergang den steilen Berg querfeld hochklettern bringt die ersten Blaubeeren, noch säuerlich und klein, aber Blaubeeren. Ich lasse mein Fernglas auf einem Moospolster liegen. Muß es am nächsten Morgen vom Berg herunterholen. Ablegen unter Segel geht fast schief: kaum waren die Segel oben, strebte die Rosebud auf das Ufer zu. Wer hätte gedacht, das ein Boot unter Segeln sich selbstständig vorwärtsbewegt?
22.7.2017 Berghamn – Barstahamn
nach 6 1/2 Stunden Etmal 14 sm
Teils gutes Segeln, dann aber Flaute. Schließlich per Motor nach Barstahamn. Beim Anlegen am Kai winket ein österreicher Päärchen so engagiert und das Echolot piepst. Sie winken uns an die einzige tiefe Stelle am Kai: direkt am Fähranleger.
Gut, daß der Hafenmeister neben Eis und Bier auch Milch führt. Auch ich freue mich über Milchkaffee, an den ich mich wieder gewöhnen könnte. Muß „nach Klara“ wieder anders werden. Klara genießt die Dusche.
Früh am andern Morgen noch vor der Sonne über Nebel über Wasser: grausige Schreie. Erst als wir Tage später wieder hier liegen, klärt sich, wer das ist.
23.7.2017 von Barstahamn nach Trollhamn
– in der Bucht westlich der von Norrfällsviken, Etmal 15 sm
Den ganzen Nachmittag begegnen uns zahlreiche Motoboote mit Familien und ihren Kindern. Offenkundig Ferienzeiten.
Wir schliefen gut, die Trolle ließen uns in Frieden.
24.7. Trollhamn – Mjältön
1.5 h, Etmal 8 sm
Im Regen und wegen Flaute 1 1/2 Stunden unter Motor bis Mjältön.
Naturhafen am Südosteck der Insel. Das Echolot zeigt in der 10 m breiten Einfahrt kaum 3 m Tiefe – in der Bucht dann 6 m. Halb Dutzend Boote sind schon drin. Als wir abmarschieren möchten, Regenguß. Wir warten gestiefelt und gespornt erst mal im Boot ab. Später auf den Pfaden holt er uns wieder ein. Es wird eine kurze Wanderung trotz der vielen Blaubeeren. Irgendwie sind wir nur begrenzt wanderlustig. Und den Weg zum Gipfel finden wir auch nicht. Im Boot zurück koche ich Klara Fränkische Fastenknödel. Der finnische Nachbar bringt (im UNESCO-Naturerbe-Naturschutzgebiet) ein Netz aus und fängt einen ganzen Eimer voller Maränen. Er gibt uns 2, er und seine Frau könnten so viele nicht schaffen. Danke!