Rückweg: Mjältön bis Dalarö
25. Juli 2017:
Mjältön soll der Wendepunkt werden.
Bis hierher und dieses Jahr nicht weiter.
Umkehren. Schade. Andrerseits eilt es jetzt vielleicht doch, will ich Deutschlnd noch erreichen. Vor den Unbilden des Herbst. Ich möchte ja noch nicht. Aber es ist schon verführerisch, die ROSEBUD in Berlin bei Philipp zu haben und zu renovieren anstatt in Schweden, wo Arbeiten am Boot schwieriger werden, weil die Anfahrt per Bahn fast ohne Gepäck gehen müßte.
Und es eilt, weil der August lt. Statistik bereits 50 % Starkwind- und Sturmtage hat. Haben soll. Laut Statistik. Da bibbere ich ja jetzt schon vor Angst und Kälte. Aber wie soll das gehen, wenn hier diese Woche nahezu Windstille herrscht.
Gestern und vorvorgestern Robben beobachtet. Die eine entdeckt, weil in der tiefen Stille der Flaute das Tier laut pustete, es lehnte sich zurück und schaukelte bißchen, sah aus wie in Audinghen – gibt es hier Kegelrobben? Die andre tauchte direkt am Boot auf und lehnte sich weit aus dem Fenster. Wollte gucken.
Wir wandern 1 Tag auf Mjältön. Am nächsten Tag gehts zurück.
25.7. Mjältön – Barstahamn, nach 7 1/2 Stunden, Etmal 16 sm
Und hier gibts nachts und frühmorgens wieder grausige Schreie. Es sind aber keine abgeschlachteten Schweine oder Kinder, dafür sind die Töne zu tief und rauh – für jüngere Leser: rau. Und dann fliegen 2 Kraniche über die Wipfel den Waldrand entlang. Klar, ich bin jetzt da, wo die wohnen. In Deutschland gibts die nur auf ihrem Durchzug zu erleben.
26.7. Barstahamn – Astön, nach 9 1/2 Stunden, Etmal 32 sm
27.7. Von Astön nach Hartefjärden,
in 10 3/4 Stunden, Etmal 35 sm
Beim morgendlichen Ablegen – vom Ehrgeiz besessen – übe ich Anker Auf unter Segel. Und wie in Berghamn: das Boot setzt sich in Bewegung auf das Ufer zu. RUMMS. Harter Fels da unten in genau 1,70 m Tiefe. Das Boot schaukelnd bringe ich uns frei. Unter Segeln Auslaufen klappt immer noch nicht mit achterlichem Wind. Das Boot läuft dann natürlich voraus auf das Ufer zu. Wie kommt das nur?
Die Fahrt heute wird zu einer Jammerfahrt: Regen Regen Regen. Klara kommt nurmehr zur Zigarettenpause heraus. Versorgt mich mich Heißen Getränken. Ansonsten halte ich frierend durch, Wasser in den Schuhen, Mütze über den Augen. Der Regen nimmt über die Stunden zu. Bei Agön sehen wir kaum 100 m weit. Das Ufer schemenhaft laufen wir in die schöne Bucht ein, legen uns an die blaue Vereinsboje ganz hinten und … der Regen hört auf. Hundespaziergang im tropfenden Wald. Im Boot lauft d‘ Brüh d‘ Wänd rabb.
28.7. Hartefjärden – Agön
nach 10 Stunden Etmal 35 sm
29.7. Agön – Stalnäset
10 Stunden, Etmal 40 sm
30.7. Stalnäset – Norrsundet
11 Stunden, Etmal 32 sm
Wir bleiben 1 Tag, weil wir Zeit haben. Und Klara unternimmt eine Tageswanderung. Und wir holen Milch, Milch, Milch, und Creme Fraiche …
1.8. Norrsundet – Ängskärsklubben
10 Stunden, Etmal 45 sm
Der Tag ein Bilderbuchsegeltag. Mit langen Strecken von 5 bis 6 Knoten, dynamisches Dahingleiten. Klara segelt immer besser, ohne bremsende S-Kurven. Weil ich ihr das Navi klaue und sie nun nach den Wolken steuert. Wir durchqueren die ganze Gävlebucht auf geradem Wege. Am „Björn“ dann der Bojenslalom mit nur 2 Segeln und Motor standby, vorbei an fischstinkenden Kormoranklippen – im Spätsommer jetzt ohne Kormorane. Dann nach Süden zu mit wieder 3 Segeln, am Ende in neuerlichem Bojenslalom zwischen felsigen Untiefen leider mit Motor. Des schwachen Windes wegen und da wir vom dynamischen Segeln rechtschaffen müde sind. Am Horizont seit Björn-Umfahrung die problematischen Meiler des AKW.
Empfang am Kai mit lauter aber fetziger Jazz live. Unser schiffiges Boot erregt Aufsehen, Zuschauer beim Anlegen, wir ernten Lob. Die Schweden lieben schöne alte Boote.
2.8.2017 Öregrund
von Ängsskärsklubben nach 6 Stunden Etmal 18 sm
Hier tanzt der Bär. Wir laufen in den Hafen ein während eines Wassermopedrennens. Riesenlärm. Motoren brüllen, erregte Lautsprecherstimmen. Gleich daneben ein Festzelt mit Diskothek-Live-Musik. Höllenbässe. Alle Liegeplätze und Gastplätze belegt. Wir gestikulieren, um uns zwischen einen Deutschen und einen Schweden zu zwängen, die Hafenmeisterin gestikuliert etwas anderes, der Deutsche gestikuliert aber okay, und das klappt dann auch. Micha entpuppt sich am nächsten Tag als anregender Gesprächspartner. Wir freuen uns alle so, daß er deutlich später als geplant seinen Weg in die Stille der nächsten Bucht nimmt – raus aus diesem Affenstall, wo auf hunderten Booten im engen Hafen und auf Restaurantterrassen alkoholisierte lustige Schweden tanzend oder/und schmausend in Hochstimmung ihren Kurzsommer feiern. In 10 Tagen ist das alles zuende, alles wird wie tot auf den Winter warten, arbeiten, zur Schule gehen. Ich komme mir vor wie unter Eingeborenen auf einer fremden Insel. Aber vielleicht bin ich ja
3.7.2017 Öregrund
Ein Tag so laut wie der vorige, ohne die gute Gespräche mit Micha kaum auszuhalten. Ich koche uns dreien mein Laibgericht Fränkische Fastenknödel. Jeder ißt mindestens fünfe. Sogar Klara, die erklärtermaßen Süßes „nicht so mag“. Aber wer will Hefeteig widerstehen?, gezogen in Karamellmilch, bestreut mit Minze und Kokosraspel, an Eigelb-Rieslingschaum-Sauce! Auch Jamie profitiert. Sie nimmt wieder zu, klar – bei doppelter Ration und gezielt lanciertem Tellerausleckendürfen.
Hier findet Ihr Michas Text zu Öregrund: unter http://www.x-trip.eu/roedloega-klappe-die-3/
der Schlafende Schmetterling, der träumt, er wäre ein … Segler. Nachzulesen bei Zhuang Zhou.
4.8. Öregrund 0705h
sind Jamie und ich wieder allein. Klara im Bus – sie kommt glatt und wohlbehalten daheim an. Philipp und Leonie kommen erst am 14082017 2100 in Dalarö an.
4.-6.8. Norrsk
von Öregrund nach 2 Stunden Etmal 8 sm
Hier finde ich wieder hinein ins Alleinsein. Lese Thomas Bernhards „Auslöschung“, eine Auseinandersetzung mit Familie, hei ist das ein Aufräumen.
6.8., Fjällboholmarna
(schwed. „das kleine Inselchen Fjällbo“)
von Norrsk via Svartklubben nach 7 Stunden Etmal 15 sm
Das war ein Tag! …
Am Ausgang des Fjords erreichte mich ein Gewitter mit Sturmböen. Regenguß von einer Stärke, die die Wellen einebnete. Segel runter, Motor an, denn ich durchfuhr grad den Bojenslalom draußen am Leuchtturm des Svartklubben.
Fjällboholmarna – „das kleine Inselchen Fjällbo“ – mit Agön meine Lieblingsbucht. Empfängt mich mit Sonne. Gemütlich. Hundespaziergang auf der Klippe mit Pfeifchenrauchen, Stöckchen werfen.
7.8. Salnö
von Fjällboholmarna nach 9 Stunden Etmal 21 sm
Elke hatte ja vorausgesagt: Regen. Aber es war so heiteres Wetter. Ich wollte einfach los. Nicht noch warten. Auf dem Meer draußen wieder in Regen geraten – saß frierend unter Bundeswehrponcho zusammengekauert am Steuer. Regen läuft in die Schuhe, der Arsch naßkalt. Aber irgendwie ist das machbar. Aber eklig. Mit Arild telefoniert, der im warmen Dänemark grad Holz spaltet und schichtet. Da wär ich jetzt auch gern. Nächstes Jahr. Als Elke mir Durchhalteparole sendet, reißt der Himmel auf, warme Sonne.
Insgesamt: Viel gekreuzt, sicherlich 30 sm: effektiv um 10 sm weitergekommen.
Abends ein Mann auf nem Stein gestikulierend „Fischernetz“. Ich denk noch „uralter Trick to get rid of me“. Aber nein: nach 3 Minuten kommt ein Ehepaar gerudert, Jamie wird begutachtet, sie nehmen sie mit zum Spielen mit ihrem eignen Hund, kommen wieder mit 2 Barschen aus dem Netz, mit jungen Erdäpfeln gradd frisch zooge, Kräuterbund gradd gschnitte: Peterle, Salbei, Bohnekraut. Nur weil ich gesagt hatte, heut gäbs hot potatoes and Beans. Und ne Flasche Wasser. Und 2 cans Doppelbock aus Aland. Weihnachten. Ich glüklich. Hier sind die Zwei mit Hündle:
Zum Doppelbock bekam ich die Warnung „gefährlich“, die ich in den Wind gab … und prompt mit dicker Birne einschlief.
08.08.2017 Gräddö von Salnö
nach 7 Stunden Etmal 25 sm
Viel gekreuzt im Fjord zwischen Björkö und Arholma und dann in der Ansteuerung nach Gräddö.
Das Beste am Hafen: der Sonnenuntergang durchs Fenster in der Sauna. Und vorher die Salnöer Barsche:
10.08.2017 Stavsudda von Gräddö
11.08.2017 Korshamnsviken von Stavsudda
Stavsudda die Zweite: Auf dem Wasser Boote, Boote, Boote. Die Schweden am Feiern…. Letztes Ferienwochenende eben. Das Echolot piepst durchdringend bei der Ausfahrt. Das sind die Wasserpflanzen, die vor 2 Monaten hier noch nicht so wucherten.
Abends in Korshamnsviken liege ich in der Bucht neben einem Charterboot mit Basler Schwyzerdytschen. Gruezi mitnand.