Juli 2019 Geht es weiter?

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selfie, 3.7.2019, 19 h

Elke ist zurück in Deutschland. Und ich segle weiter nach Nordwest. Ohne Ziel. Merkwürdig das. Ab Ende Juli/Anfang August wird die Famille aufs Boot kommen. In den 5 Wochen bis dahin segle ich – wohin? Zweieinhalb Wochen nach Norden und zweieinhalb zurück? Wieweit komme ich da? Bis in den Quark wohl nicht. Oder lieber auf Inseln bleiben? In der Hauptferienzeit? Eher nicht. Ich segle einfach los und finde:

je stärker es pustet, desto mehr machts Spaß.

 

Lokus operandus Übersichtskarte Rügen bis St Petersburg und Gräddö b
Es geht von Norrköping, an Stockholm vorbei bis hinauf nach Stor Asken.

Tagebuch

21.6. Norrköping – Öxelösund, 29 sm, 4 bft

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Jordgubbar med visp grädde och strösocker. Öxelösund

Auf dem Törn nach Öxelösund:
am frühen Nachmittag backbords ein Motorboot, scheinbar treibend. Ich denke, treiben die?, treiben dies? Nein, ein Kind winkt, ich winke auch. Dann winkt ein Mann. Ich winke auch.

Fünf Minuten und 1/4 Seemeile weiter fällt der Groschen. Segel runter, Motor an, Wende. Kurz bevor ich die Leut erreiche – sie treiben nurmehr 50 m von der nächsten Granitklippe – kommt ein wohl handygerufenes Motorböötle und gabelt sie auf. Wir winken uns noch zu.

Wie winkt man um Hilfe? Da gibsoch Regeln.

22.6. Öxelösund – Ringsön, 16 sm, 1 – 4 bft

23.6. Ringsön – Ranö, 32 sm, 3 -4 bft

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Wilde Kerls, Mittsommer an der Huk von Landsort

In der Bucht von Ranö: am Westufer sind alle Laubbäume von Bibern gefällt. Es stehen nurmehr die Kiefern – mit aromatischem Räucherharz.
In der 2 Stunden kurzen Nacht ruft der Ziegenmelker, bei Sonnenaufgang um drei der Kuckuck. Gegen halb vier rumsts. Hat mich doch die sanfte Morgenbrise sampft auf einen Fels gesetzt. Der nicht in der Seekarte vermerkt ist. Offenbar ist der Wasserspiegel leicht gesunken. Werde ich künftig nach dem Ankern mit dem Lot in der Hand den Schwojkreis abpaddeln?

25.6. Ranö – Husarn, 22 sm, 2 bft

26.6. Husarn – Södra Stavsudda, 19 sm, 1/2 bft, Regen

Fahrt schließlich ohne Wind, teils mit Regen. Im Sack von Stavsudda treffe ich Jan aus Bemen. Er läd mich zu steifem Assam mit Kluntjes. Zwei Tage gammle ich hier ein.

29.6. Södra Stavsudda – Själlbottna, 10 sm, 1 bft

Der Törn eine Übung in Segeln ohne Wind – wie Onkel Horst schon sagte: mit Wind segen kann jeder.

Auf der Insel alte Bekannte, wennauch in Schweden selten gesehen: Tausendgüldenkraut, Esche, Hasel, Hainwachtelweizen mit dem lila Schopf.

1.7. Själlbottna – Stora Asken, 19 sm, 5 bft

Teils steife Brise, starke Böen, teils fehlender Wind. Kurze Segelunterbrechung in Gräddö zum Einkaufen. Schon in der Ansteuerung zum wilden Stora Asken streicht ein Seeadler ab. Die Insel hat den wildesten Wald, den ich je sah. Umgestürzte Bäume überall hindern jede gradlinige Fortbewegung. Im Licht um jeden Umstürzler Kräuter, Gräser. Die Ufer mit Klippen oder unbegangenen Seggichten, Röhrichten mit Minze, Vergißmeinnicht. Dazwischen Spülsäume mit Michkraut und Strandastern. Im Wald sind die diesjährigen Zecken geschlüpft, winzig schwarz kaum sichtbar auf dem Hund, bis sie dann paar Stunden getrunken haben.

Und es gibt die Wiesenraute, Wolfstrapp, Knöllchentragende Zahnwurz. Alte Spitzahörner.

Der Anker hält gut bei 6 bft und dann auch in Gewitterböen, trotz der nur dünnen Schicht Modder auf glattem Granit.

klein gggUnbenannt
Stora Asken
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Stora Asken
kleinSchilfUnbenannt
Stora Asken
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Stora Asken. Unter dem Rand des Gewitterturms. Rechts die wolkenfreie Zone der starken Abwinde, links das Innere des Turm mit den starken Aufwinden der Thermik
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Erlösung (Stora Asken)
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15 Minuten später ist alles wieder gut (Stora Asken
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Stora Asken, Wilder Wald
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vor Anker vor Stora Asken

5.7., Der Anker läßt mich im Stich

Am 4. verlege ich mich abends in die Bucht gegenüber – der Wind soll wechseln. Am kommenden Vormittag wirds dann spannend. Der Anker schliert auf dem Seegras der flachen Bucht und ich treibe 1/4 sm ab … bis mich der Heckanker einfängt. Alles ist gut. Mein System, immer  „karibisch“ zwischen 2 Ankern zu liegen, hat sich wieder bewährt. Ob die Windrichtung wechselt oder der Buganker ausfällt: der Heckanker übernimmt.
Den ganzen Tag fegen Regenböen übers Boot. Ich kreuz-peile mich durch den Tag, um meine Position sicherzustellen.

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Von Thomas Esche

sailingboat-based geographer/biologist/photographer/waldorfteacher on SY ROSEBUD, Home Port: Köpmanholmen/Västernorrland län thomasesche@posteo.de

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