mit Rezept
A che punto è la notte(?) … il viaggio!
Norra Kvarken
Norra Kvarken (The Quarks) ist die zweite, die nördliche, Engstelle zwischen Schweden und Finnland. Segeln fast in Sichtweite Finnlands. Der Sommer ist vorbei. Flaute wechselt mit Starkwind. Zyklone ziehen durch. Eingeweht finde ich mich in Sikeå und in Ratan. Die Wege dahin gibt es herrlichen Himmel, tolle Wolken zu sehen. Die kommenden 10 Tage gibt es starken Gegenwind, und ausbremsende Welle direkt entgegen. Die schwere Rosebud, von jeder 6. Welle ausgebremst, kommt zwischen 2 Wellen kaum auf 2.5 kn. Jede 24. Welle bringt sie fast zum Stoppen. Dieser 6/24-zählige Wellenrhythmus wird gut beschrieben in „Papillon“ bei der Flucht von der Teufelsinsel. Also muß ich eher gegen Welle kreuzen, als gegen Wind. Und da geht der tote Winkel gegen 120°. Etmale von 35 sm bringen dann einen Ertrag von bestenfalls 10 sm/Tag Raumgewinn nach Süden. Und die Häfen sind hier weiter auseinander, zum Ankern ausreichend tiefe und schützende Buchten ganz rar.
Liebe Freunde des Blogs
Immer wieder schreibt Ihr, ich könne stolz sein, so weit gekommen zu sein. Danke Euch! Einerseits bin ich das. Andrerseits ist mir bewußt, ist das Ganze eine Frage des Sitzfleisches, stundenlangen Sich-Windens, weil je Krängung Du ja schief am Steuer sitzt. Ein Himmelreich für einen bequemen Sessel! Ideal wären 3-4 Stunden täglichen Segelns, aber unter 8 Stunden ist keine sichere Ankerbucht zu finden. Einfach mal „rechts ranzufahrn“ und rumlatschen. Wär das schön. Dazu bin ich abends aber zu müde, denn die obligaten 10-11 Stunden machen mich richtig fertig. Es reicht kaum, den Hund mit Dinghi ans Land zu bringen, ein schnelles warmes Essen. Immer falle ich wie ein Stein gegen 21 h in die Koje. Aufstehen gemäß innerer Uhr um 5 oder 6, dennoch: mit Hundelandgang und Navigation an der Papierkarte komme ich vor 9 selten los.
Die ganz große Hilfe ist Elke, die täglichen Teflonate wehren nicht nur der Einsamkeit. Ihre windfinder-Durchsagen morgens helfen beim Segeln, und abends beim sicheren Ankern.
Also ist das Ganze so eine Art Einsamkeits- und Krummsitz- und Altermannimmerwenigerkräftemarathon. Daß Elke in 14 Tagen kommt, ist mental wirklich notwendig. Da Klara wegen Armbruchs nicht aufs Schiff kommen konnte, Arild mit Petra dies Jahr erst mal im dänischen Sommerhaus war und Philipp und die Mädels studieren müssen und sollen, war ich lange wirklich nur onehand-sailing. Doch beschweren möchte ich mich hiermit gar nicht, das Schicksal meint es ja nur gut mit mir.
DAS Quark-TAGEBUCH:
4.August, Bjuröklubb – Långskäret
Etmal 24 sm
Ankommen wie zuhaus auf dem „Langschärchen“, wenn man da schon mal war. Umso enttäuschender die Abfälle schwedischer Sommerferien, die inzwischen drüber hingegangen sind.
Nachts dreht der Wind, und obgleich ich das beim Ankern mit berücksichtigt habe, finde ich mich beim Aufwachen 10 Schritt vor dem Felsen wieder: der Anker hat nicht gehalten. Der Winddruck auf dem Boot hat den Bootskörper bewegt, beide Anker wurden in der Gegenrichtung des Einfahrens natürlich ausgebrochen und über 60 m mitgeschleift. Also geschwind anziehen, Motor anwerfen, beide Anker auf, die gegenüberliegende Bucht anfahren, Buganker fällt, un gut iss.
5. August, Långskäret – Sikeå
Etmal 18 sm
Fleißiges Kreuzen, um in einem früher internationalen Hafen einzufahren, der an seinem Ende und noch tiefer angekommen ist. Melancholischer Starkwindtag, eingemummelt im Boot. Die Kaltfront sorgt für 10°C.
7. August, Sikeå – Ratan
Etmal 19 sm
Morgens nach ausgiebigem Himbeerpflücken am Waldrand fleißiges Kreuzen bis Ratan. Kein anderes Boot da draußen ist zu sehen. Flauten wechseln mit zunehmendem Wind aus verschiedenen Richtungen. Begleitet von Gewitterwolken über dem fernen Finnland. Ratan dann ist ein freundlicher Hafen, wennauch wegen Ferienende alles zu und verrammelt ist. Paar Leut kommen das schöne Boot angucken. Und ein zweiter Segler legt an. Wir sind die Einzigen Gäste.
Am nächsten Tag bin ich ganz allein im Hafen. Und habe viele tolle Gespräche. Zuerst mit einem Freiburger, der sich beim Thema Klimaerwärmung als unglaublicher Klugscheißer erweist – ein Lehrer. Dann 1 1/2 Stunden mit einem pensionierten Makrobiologen gefachsimpelt. Dann lud ich einen Mann ein, der sich als Thomas, Biologe, erwies. Gutes Gespräch beim Essen. Ich hatte Kartoffelpuffer gebacken. Abends war ich eingeladen zum Abendessen bei einem Germersheimer Pensionistenpaar in deren Wohntrailor (heißt man das eso?). Und an beiden Tagen kamen viele Leut und fanden das Boot einfach schön.
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Kartoffelpuffer
3 große oder 6 mittlere Kartoffeln mit Reibe grob raspeln
2-3 Eier
3 Prisen Salz
Mehl etwa 3-4 EL: nur bis Teig beppt und nicht feuchtflüssig ist
die Kartoffeln sollen die Hauptmasse ausmachen; der Rest nur kitten
in Öl sehr heiß ausbraten, mit Apfelmus, Obstwässerle, Zucker oder creme fraiche servieren
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10. August, Durch die Waschküche
von Ratan nach Byviken/auf Holmön
Etmal 14 sm
Wer unter 30 ist, kann nicht wissen, was eine Waschküche ist. Ich sehe noch meine Mutter mit hochroten Armen in halbmeterhohem Schaum im Bottich Wäsche waschen. Im heißen Dampf eben ihrer Waschküche unten im Keller. Bevor sie stolz ihre erste Waschmaschine, eine Constructa, bekam.
Bis Holmön muß ich 16 sm am Stück schaffen, unter aktuellen Bedingungen schwierig. Mal schauen, ob ich gemäß Wetterfröschen (das Glas mit den fünf grünen Laubfröschen steht im Salon unterm Tisch) ein wellenberuhigtes Zeitfenster habe. Von Ratan ab geht es noch im weit über den Mast angehobenen Morgennebel. Aber der senkt sich dann bald wieder herab. Segeln kann ich heut seit langem wieder geradeaus. Ich gehe nach 4 Stunden in den Hafen von Byviken; denn es ist Sturm angesagt. Und Regen. Diese monatelangen Skandinavienhochs haben mich verwöhnt. Ich mag keinen Regen mehr am Steuer. Die Nacht wird auch spannend. Hält die Boje das Boot auch bei 8 bft? In der Dämmerung gegen 23 h paddle ich mit dem Dinghi zu einer zweiten Boje, und lege das Boot also sicherer an 2 Bojen, die dann auch halten. Der Sturm geht von 21 h am Anbend bis zum Mittag am nächsten Tag. Ich hole ein – Kartoffeln für Kartoffelpuffer, Zucker, Vanüljekringel. Und verbringe den Tag faul im Salon. Im Rigg tobt und jault es, das Schiff schwankt, kaum kann man gehen, muß sich an den Wänden schön langhangeln.
12. August, von Holmön nach Umeå
Etmal 29 sm
8 Stunden
Anfangs noch vor 8 h war ich guten Muts, ohne Zwischenstopp die 42 sm nach Järnäsklubb zu kommen. Da sauste ich mit 5,6 kn am romatischen Leuchtturm „Bergudden“ unter Holmöns Huk vorbei. Dann drehte sich der Wind allmählich immer weiter. Schließlich hieß es kreuzen. Um 15 h war ich reif für Umeå. Morgen solls pusten und essott chumme rägne, sie hänns brocht. Da sitze ich jetzt in einem netten Yachthafen im Schwefelsäuredampf der Chemischen Industrie direkt nebenan. Auf der andren Seite beginnt der Wald. Und noch scheint die Sonne.
13. August, Umeå – Järnäsklubben
Etmal 34 sm
Nach Ausschlafen und Tanken und Hundsspaziergang erst um 11h Abgelegt. Tolles Segeln, mal 7 kn raum, mal 6 kn hart am Wind. Mal kreuzen und Windpausen aussitzen. Mal Regen, mal blendende Sonne. Mal säuselnde nervig langsame 2 bft, mal rauschende 5 bft und im Salon bekommen die Blumentöpfe Flügel. Auch Geschirrschrank poltert es. Und am Ende in Abendsonne allein in einem kleinen süßen Provinzhäfelchen mit superneuem Cafe/Restaurant. Zum erstenmal dies Jahr habe ich mir in einem Restaurant etwas geben lassen. Und so genoß ich einen Krabbensalat mit eiskalter Cola. Hier ist es totenstill. Die Bucht mit ihren wenigen roten Häuschen liegt windgeschützt, der Hafen ist es noch mehr. Und so höre ich nur ein Summen in meinen Ohren vom 4 1/2 – bft – Wind da draußen.
14. August, Järnäsklubben – Langholmen,
Etmal 28 sm
15. August, Langholmen – Örnsköldsvik,
Etmal 24 sm
Hier bleibe ich, eingeweht, und warte auf Elke, die am Montag abends mt dem Zug eintrudeln wird.
Liebes Thomasle, während Du in Ratan ablegst, lese ich gemütlich deinen Blog. Ja, ich kann ihn fern von zu Hause auf meinem Handy lesen, toll nicht? Du beschreibst gut die Fährt gegen Welle. Ich freue mich so auf den Urlaub mit die und Jamie. Es geht nicht mehr lang!!!!